Makrobiotik gegen Krebs?

Makrobiotik ist eine Ernährungsform, die, wie das Wort schon verrät, ihren Ursprung im Griechischen hat und bis auf Hippokrates zurückverfolgt werden kann. In unseren Breitengraden ist die Makrobiotik durch den deutschen Arzt Christoph Wilhelm Hufeland bekannt gemacht worden. Er schrieb 1797 das Buch „Makrobiotik, die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern“.

Als Gründer der neuzeitlichen Makrobiotik gelten jedoch eine Reihe von Japanern, George Ohsawa, Tomio Kikuchi, Sagen Ishizuka und Michio Kushi. Überhaupt gilt Japan als das Land, dessen traditionelle Küche einen „natürlichen Hang“ zur Makrobiotik hat. Und die Japaner sind die Bevölkerungsgruppe auf dieser Welt mit der höchsten Lebenserwartung. Was liegt da näher als die Vermutung, dass die makrobiotische Ernährungsweise in einem engen Wirkzusammenhang mit einer erhöhten Lebenserwartung steht. Zumindest gibt es statistische Korrelationen dafür, die in der Schulmedizin unter anderen Umständen immer als „Beweis“ für deren Effizienz angesehen werden (z. B. Impfungen und Rückgang der Infektionserkrankungen).

Was Makrobiotik ist und was sie kann, habe ich bereits in einem meiner Artikel unter Makrobiotik – Was ist das eigentlich? erörtert. Es ist zudem kaum ein Geheimnis, dass die Schulmedizin der Makrobiotik bei der Prävention und vor allem bei der Behandlung von Erkrankungen bestenfalls einen untergeordneten Stellenwert einräumt. Jetzt kommt aber die Kunde aus Amerika, dass die Makrobiotik dabei ist, sich zu einem Heilverfahren gegen Krebserkrankungen zu mausern. Und das mit höchst offizieller staatlicher Anerkennung.

Essen gegen Krebs

Das Kushi Institut, dessen Gründer der weiter oben erwähnte Mitbegründer der modernen Makrobiotik, Michio Kushi, ist, vermeldete auf seiner Webseite (http://www.kushiinstitute.org/html/government.html), dass sie dem nationalen amerikanischen Krebsinstitut (National Cancer Institute NCI) 6 Fälle von Patienten mit Krebserkrankungen zur Beurteilung vorgelegt hatten. Das NCI ist eine Abteilung des amerikanischen Gesundheitsministeriums und zuständig für Forschung auf dem Gebiet von Krebserkrankungen und seinen Therapiemöglichkeiten. Im Februar 2002, also schon vor 10 Jahren, kam das NCI zu dem Schluss, dass die untersuchten Fälle und deren Ergebnisse Grund genug seien, eine intensivierte Forschung in Richtung Makrobiotik zu betreiben.

Bei den 6 Fällen handelte es sich ausnahmslos um Krebserkrankungen mit Metastasenbildung im Stadium IV (Endstadium). Alle 6 Patienten erfuhren eine an Wunder grenzende Heilung aus einer medizinisch gesehen ausweglosen Situation. Die Erklärung für die „wundersame“ Heilung war, dass diese Patienten sich während ihrer Erkrankung strikt an die Vorgaben einer makrobiotischen Diät gehalten hatten, was sie auch nach der Entlassung aus dem Institut beibehalten hätten.

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Die Untersuchungen wurden von schulmedizinischen Experten, wie Radiologen und Pathologen durchgeführt, die die Patientenakten einsahen, Röntgenaufnahmen auswerteten usw. 3 der 6 betroffenen Patienten waren sogar vor Ort, um den Fragen der Kommission Rede und Antwort zu stehen. Am Ende dieser Bemühungen war sich die Kommission von 15 Ärzten und Wissenschaftlern einig, dass das vorgelegte Informationsmaterial zu den Fällen, den Erkrankungen und den eingesetzten makrobiotischen Therapien beeindruckend war. Auf dieser Grundlage wurde die Empfehlung für eine intensivierte Forschung in dieser Richtung ausgesprochen. Außerdem empfahl die Kommission dem NCI, dem Kushi Institut Forschungsgelder für eine effektivere Forschungsarbeit zukommen zu lassen.

Die Kushi Webseite gibt zudem eine kurze Darstellung aller 6 Fälle und deren Ausgang.

Also doch, oder doch nicht?

Wenn man die naturwissenschaftliche Literatur zu diesem Thema recherchiert, wird man auf wenig brauchbares Material stoßen, und das sogar 10 Jahre nach dem sensationellen Bericht aus dem Kushi Institut. Wie ich in meinem Makrobiotik-Artikel bereits ausgeführt habe, ist man sich im Bereich der naturwissenschaftlichen Forschung so ziemlich sicher, dass Ernährungsfaktoren an der Entstehung von Krebs mit beteiligt sind.

Von daher ist es nur logisch, dass über eine makrobiotische Diät diese Faktoren reduziert werden und damit das Risiko, an Krebs zu erkranken, gesenkt wird. Aber hier halten wir uns gerade im Bereich der Prophylaxe auf. Und wie sieht es mit der Makrobiotik als Therapieform aus?

Larry H. Kushi, der Sohn von Michio Kushi, ist ein Epidemiologe mit einem familiär bedingtem Interessengebiet: Ernährungsepidemiologie, Diät, Ernährung und die Ätiologie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs und anderen Krebsformen. Während sein Vater Michio kein Naturwissenschaftler, sondern Ökonom und Jurist von Hause aus war, der auch keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen vorzuweisen hat, ist Sohn Larry ein angesehener Wissenschaftler in seinem Gebiet.

Er veröffentlichte unter anderem eine Arbeit, die den potentiellen prophylaktischen Charakter der Makrobiotik in Bezug auf Krebserkrankungen unterstrich (The macrobiotic diet in cancer). Dies war im Jahr 2001. Er unterstrich aber auch, dass es viel zu wenig wissenschaftliches Material gibt, das für oder gegen die Makrobiotik als Behandlungsmöglichkeit spricht. Wie es aussieht, hat sich nach 10 Jahren daran wenig geändert.

Ob die Darstellungen des Kushi Instituts wahr sind und ob die amerikanische Gesundheitsbehörden sich beeindruckt gezeigt haben, kann ich nicht beurteilen. Allerdings halte ich 6 Fälle für mehr als „mickerig“, um daraus Therapieempfehlungen ableiten zu wollen. Es ist schön zu wissen, dass es 6 dem Tod Geweihten gelungen ist, in letzter Sekunde quasi selbigem von der Schippe zu springen. Und wenn man die Fallberichte in der Webseite nachliest, erfreuten oder erfreuen sie sich noch bester Gesundheit, nicht zuletzt weil sie dem makrobiotischen Ernährungsregime treu geblieben sind.

Ich kann die vorsichtige Haltung von Sohn Larry gut verstehen, da ein paar wissenschaftliche Schwalben noch keinen Therapieempfehlungssommer ausmachen. Aber auch im persönlichen Bereich des Wissenschaftlers gibt es Grund zur Zurückhaltung. Seine Mutter und eine Schwester sind trotz rigoroser makrobiotischer Lebensweise in einem vergleichsweise jungen Alter an Krebs verstorben (Mutter 2001 im Alter von 78 Jahren http://www.macrobiotics.co.uk/kushis.htm; Schwester 1995 Alter unbekannt https://phiyakushi.wordpress.com/2010/03/17/cancer-in-the-family-how-and-why-it-happened-part-two/). Bei seinem Vater Michio wurde 2004 ein faustgroßer Dickdarmkrebs diagnostiziert, der bereits das gesamte Lumen des Darms ausfüllte und zu einer Blockade der Darmpassage führte. Kurz nach der Diagnose ließ sich Herr Kushi operieren und Tumor und Teile des Darms entfernen. Zu diesem Zeitpunkt war er 81 Jahre alt.

In einem öffentlichen Brief (http://macrobiotics.co.uk/letterfrommichio.htm) gab er die möglichen Gründe für seine Erkrankung an, die kein Gütesiegel für seine Ernährungsphilosophie ist: Arbeitsstress, zu viele Reisen in beruflichen Dingen, american way of life = immer auf der Überholspur bleiben usw. Das alles machte es ihm oft schwer, sich konsequent makrobiotisch zu ernähren. Denn ein makrobiotisches Essen ist etwas prinzipiell anderes als Fast-Food, das der beschäftigte Geschäftsmann in der Regel bevorzugen muss, um in der Zeit zu bleiben.

So bleiben die Reaktionen auf diesen Fall nicht aus. Leserreaktionen auf den Brief fallen so aus, dass einige von „Betrug“ reden, weil er aufgrund seiner Philosophie dazu verdammt ist, nicht an Krebs zu erkranken. Immerhin könnte man den 6 spärlichen Heilungserfolgen, so schön und beeindruckend sie auch sind, 3 hochrangige „Kushi-Fälle“ entgegenhalten und daraus ableiten, dass Makrobiotik Krebs erzeugt. Aber spätestens hier ist das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden.

Fazit

Für mich sind 6 Fälle der Heilung kein Beweis für etwas. 3 Personen, die ihr ganzes Leben sich makrobiotisch ernährt und dieses sogar noch propagiert haben, leiden bzw. sterben an dem, was sie mit ihrer Philosophie verhindern wollten, sind auch kein Beweis für die Untauglichkeit der Makrobiotik. Denn die Ursache für die Entstehung von Krebs ist nicht das Fehlen oder nicht-Fehlen von Makrobiotik.

Solange es keine umfassenden und unabhängigen Arbeiten über das Thema „Makrobiotik und Krebs“ gibt, halte ich mich an das, was es gibt. Und das sind die Aussagen der Wissenschaftler, inklusive Sohn Larry, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine gesunde Ernährung, so auch die Makrobiotik, einen prophylaktischen Wert besitzt. Wenn es um alternative Formen der Krebsbehandlung geht, dann glaube ich, dass es besser dokumentierte Behandlungen gibt.

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